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Leporello "Als die Römer frech geworden! Die Varus-Schlacht, Römerlied", von Josef Viktor von Scheffel (Text) und Arthur Thiele (Illustrationen), Halberstadt: R. Lederbogen, um 1910. Ein Leporello ist ein Ziehharmonika-artig zusammengelegtes Faltbuch. Originalgröße der Darstellung (einzelnes Blatt): ca. 19 cm × 9 cm. Der Text des weithin bekannten Spottliedes über die Varusschlacht "Als die Römer frech geworden" wurde von dem Schriftsteller Josef Viktor von Scheffel (1826 - 1886) geschrieben und 1848 erstmalig in der seinerzeit populären Satirezeitschrift "Fliegende Blätter", 1867 dann in seinem Gedichtband "Gaudeamus [lat.: Lasst uns fröhlich sein], Lieder aus dem Engeren und Weiteren" veröffentlicht. Die Melodie ist eine Variation eines einstmals beliebten und bekannten Festmarsches. Der Zeichner, Kunst- und Dekorationsmaler etc. Arthur Thiele (1860 - 1936) schuf die Illustrationen für das hier abgebildete Leporello. Auf 14 Seiten wird die Geschichte der Varusschlacht in einer Bildergeschichte, quasi in einem frühen Comic, persifliert. Der Text lautet wie folgt (links der Originaltext aus der 2. Ausgabe des Gedichtbandes von 1868, rechts der auf dem Leporello, Veränderungen sind grün hervorgehoben): |
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Die Teutoburger Schlacht
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Die Varus-Schlacht
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Als die Römer frech geworden,
Zogen sie nach Deutschlands Norden, Vorne beim Trompetenschall Ritt der Generalfeldmarschall, Herr Quinctilius Varus. |
Als die Römer frech geworden,
Zogen sie nach Deutschlands Norden, Vorne mit Trompetenschall, Ritt der Genral=Feldmarschall, Herr Quintilius Varus. |
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Doch im Teutoburger Walde,
Huh, wie pfiff der Wind so kalte; Raben flogen durch die Luft Und es war ein Moderduft Wie von Blut und Leichen. |
In dem Teutoburger Walde,
Huh! wie pfiff der Wind so kalte, Raben flogen durch die Luft Und es war ein Moderduft Wie von Blut und Leichen. |
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Plötzlich aus des Waldes Duster
Brachen krampfhaft die Cherusker; Mit Gott für Fürst und Vaterland Stürmten sie von Wuth entbrannt Gegen die Legionen. |
Plötzlich aus des Waldes Duster
Brachen krampfhaft die Cherusker; Mit Gott für König und Vaterland Stürzten sie sich wutentbrand Auf die Legionen. |
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Weh! das ward ein großes Morden.
Sie erschlugen die Cohorten; Nur die römische Reiterei Rettete sich noch ins Frei', Denn sie war zu Pferde. |
Weh! das war ein großes Morden,
Sie erschlugen die Cohorten; Nur die römische Reiterei Rettete sich in das Frei', Denn sie war zu Pferde. |
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O Quinctili! armer Feldherr!
Dachtest du, dass so die Welt wär? Er gerieth in einen Sumpf, Verlor zwei Stiefel und einen Strumpf Und blieb elend stecken. |
O! Quintili, armer Feldherr!
Wußtest Du, daß so die Welt wär? Er geriet in einen Sumpf, Verlor zwei Stiefel und einen Strumpf Und blieb elend stecken. |
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Da sprach er voll Aergernussen
Zum Centurio Titiussen: "Kamerade, zeuch dein Schwert hervor Und von hinten mich durchbohr, Da doch alles futsch ist." |
Da sprach er voll Ärgernussen
Zum Centurio Titiussen: "Kamerad, zeuch dein Schwert hervor, Und von hinten mich durchbohr, Weil doch alles futsch ist!" |
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In dem armen römischen Heere
Diente auch als Volontaire 1) Scävola, ein Rechtscandidat, Den man schnöd gefangen hat, Wie die Andern Alle. |
In dem armen römischen Heere
Diente auch als Volontaire 1) Scävola, ein Rechtskandidat, Den man schnöd' gefangen hat, Wie die andern alle. |
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Diesem ist es schlimm ergangen;
Eh daß man ihn aufgehangen Stach man ihn durch Zung' und Herz, Nagelte ihn hinterwärts Auf sein Corpus Juris 2). |
Diesem ist es schlimm ergangen,
Eh' daß man ihn aufgehangen Stach man ihn durch Zung' und Herz, Nagelte ihn hinterwärts Auf sein corpus juris 2). |
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Als die Waldschlacht war zu Ende,
Rieb Fürst Hermann sich die Hände Und um seinen Sieg zu weih'n Lud er die Cherusker ein Zu 'nem großen Frühstück. |
Als das Morden war zu Ende,
Rieb Fürst Hermann sich die Hände, Und um sich noch mehr zu freu'n Lud er die Cherusker ein Zu 'nem großen Frühstück. |
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Wild gab's und westfäl'schen Schinken,
Bier, soviel man wollte trinken. Auch im Zechen blieb er Held, Doch auch seine Frau Thusneld, Trank walkyrenmäßig 3). |
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Nur in Rom war man nicht heiter,
Sondern kaufte Trauerkleider. Grade als beim Mittagmahl Augustus saß im Kaisersaal, Kam die Trauerbotschaft. |
Nur in Rom war man nicht heiter
Sondern kaufte Trauerkleider. Grade als beim Mittagsmahl Augustus saß im Kaisersaal, Kam die Trauerbotschaft. |
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Erst blieb ihm vor jähem Schrecken
Ein Stück Pfau im Halse stecken, Dann gerieth er außer sich Und schrie: "Varus, Fluch auf dich! Redde legiones 4)!" |
Erst blieb ihm vor jähem Schrecken
Ein Stück Pfau im Halse stecken, Dann geriet er außer sich: "Varus, Varus, schäme Dich, Redde Legiones 4). |
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Sein deutscher Sclave, Schmidt geheißen,
Dacht': "Ihn soll das Mäusle beißen, Wenn er sie je wieder kriegt, Denn wer einmal todt da liegt, Wird nicht mehr lebendig." |
Sein deutscher Sklave, Schmidt geheißen,
Dacht: "Ihn soll das Mäusle beißen, Wenn er sie je wieder kriegt, Denn wer einmal tot da liegt, Wird nicht mehr lebendig." |
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Nun zu Ehren der Geschichten
Will ein Denkmal man errichten, Schon steht das Piedestal 5), Doch wer die Statue bezahl' Weiß nur Gott im Himmel. |
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bzw. ab 1875 (Einweihung des Hermannsdenkmals), was zwar die Zustimmung Scheffels fand, aber nicht aus seiner Feder stammt:
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Und zu Ehren der Geschichten
Tat ein Denkmal man errichten, Deutschlands Kraft und Einigkeit Verkündet es jetzt weit und breit: "Mögen sie nur kommen!" |
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Neunzehnhundert Jahr' verflossen,
Seit hier Römerblut vergossen, Das uns Knechtschaft zugedacht. Hermanns Denkmal hält nun Wacht Deutscher Kraft und Stärke. |
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Um des Denkmals Glanz zu mehren
Laßt uns seinen Schöpfer ehren! Deinen Namen trag' die Bank Bandel 6), die wir Dir zum Dank Und zur Ehr' erbauten. |
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1) Volontaire = Freiwilliger. |
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2) Corpus juris bezeichnet eine Rechts- und Gesetzessammlung und soll das römische Recht bezeichnen, das Varus versuchte in Germanien durchzusetzen. | ||
3) Eine Walkyre (Walküre) ist ein weibliches Geisterwesen aus der nordischen bzw. germanischen Mythologie. "Walkyrenmäßig" spricht hier das Klischee des trinkfreudigen und -festen Germanen an. | ||
4) "Redde legiones! - Gib die Legionen zurück!" soll Kaiser Augustus angesichts der Katastrophe ausgerufen haben (Paulus Orosius, Historiarum adversus paganos 6, 21, 27 sowie Caius Suetonius Tranquillus, De vita caesarum, Augustus, 23, 2b). | ||
5) Ein aufwändig gestalteter Sockel, hier der des Hermannsdenkmals bei Detmold. | ||
6) Ernst von Bandel (1800 - 1876) war der Erbauer des Hermannsdenkmals bei Detmold. |
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